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PR/Pressemitteilung: Erhöhen Schlafstörungen das Risiko für Schlaganfälle?
16.04.2014
Schon der Entdecker der Anästhesie, Carl Ludwig Schleich, formulierte es treffend: „Der Schlaf ist das tägliche Brot deiner Seele.“ Keine Frage, das Grundbedürfnis des Menschen ist lebensnotwendig – und vielleicht ist ihm auch deshalb mit dem 21.06.2014 ein eigener Aktionstag gewidmet. Doch etwa 25 % der Deutschen werden wahrscheinlich auch am „Tag des Schlafes“ keine erholsame Nacht erleben. Eine neue Studie zeigt nun, welche Folgen Schlafstörungen auch für junge Patienten haben können.

Wenn nachts die Atmung aussetzt
Das Schlafapnoe-Syndrom ist das wohl bekannteste Beispiel für negative Auswirkungen von Schlafstörungen auf das Herz-Kreislauf-System. Dabei kommt es während des Schlafs zu wiederholten Atemstillständen, in deren Folge der Betroffene immer wieder kurz aufwacht, um Luft zu holen. Oftmals ist es zuerst der Partner, der auf das Problem aufmerksam wird, da viele Schlafapnoe-Patienten schnarchen. Die wiederholten Atemaussetzer sind ein großer Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall – doch jede Form von mangelnder Schlafqualität kann sich schädlich auf die Gesundheit auswirken.

Jüngere Menschen besonders gefährdet
Eine Kohortenstudie in Stroke (2014, doi: 10.1161/STROKEAHA.113.003675) ergab nun, dass Menschen mit Schlafstörungen in den folgenden Jahren häufiger an einem Schlaganfall erkrankten. Das Interessante daran: Bei jüngeren Menschen war die Assoziation besonders deutlich. Ein Forscherteam der Chia Nan Universität in Tainan (Taiwan) hat Patienten mit und ohne Schlafstörungen begleitet und dabei herausgefunden, dass die Personen, die unter Schlafstörungen litten, ein um 54 % erhöhtes Risiko aufwiesen, in den folgenden vier Jahren einen Schlaganfall zu erleiden. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen war das Risiko sogar besonders erhöht. Dabei waren Patienten mit dauerhafter Schlaflosigkeit der Studie zufolge stärker gefährdet als Menschen, die nur zeitweise unter Schlafstörungen litten.

Gesunder Schlaf

Rund ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf! Dabei verschlafen wir aber nicht einfach nur wertvolle Lebenszeit – im Gegenteil: Eine erholsame Nachtruhe ist die Grundlage für die Gesundheit. Welche Auswirkungen Schlafstörungen haben und was man selbst für einen erholsamen Schlaf tun kann, erklärt Dr. Christoph Schenk im medicalpress Experteninterview.

Angst vor der Dunkelheit
Umfragen zufolge leidet in Deutschland etwa jeder Vierte an Schlafstörungen. Wie viel Nachtruhe der Mensch braucht, ist sehr unterschiedlich. Die meisten Menschen kommen mit sieben bis acht Stunden pro Nacht aus. Dauert die nächtliche Ruhezeit jedoch über zwölf oder unter fünf Stunden, sprechen Mediziner von einem gestörten Schlafverhalten. Dabei gibt es viele Faktoren, die den Schlaf beeinflussen: So kann z. B. ein unterbrochener Biorhythmus infolge von Schichtarbeit eine Ursache sein. Auch psychischer Stress, organische Erkrankungen und verschiedene Umgebungsfaktoren beeinflussen die nächtliche Ruhe. Erstaunlich: Studien haben gezeigt, dass nicht nur Kurzschläfer (unter fünf Stunden pro Nacht) ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck – auch Menschen, die gerne mehr als acht Stunden in den Federn liegen, sind in gleichem Umfang anfällig für diese Zivilisationskrankheiten.

Tipps für einen erholsamen Schlaf:

Strukturierte Schlaf- und Wachphasen:
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Ein langfristiges Ziel sollte daher für ihn sein, eine Routine in seinen Schlafgewohnheiten zu entwickeln. Studien haben bewiesen, dass Menschen, die jeden Tag zur gleichen Uhrzeit aufstehen und zu Bett gehen, seltener an Schlafstörungen leiden.

Schlafhygiene beachten:
Im Bett fernzusehen oder in seinem Lieblingsroman zu schmökern, klingt nach absoluter Entspannung – ist es aber nicht. Der Grund: Das Gehirn programmiert sich dabei auf „Wach-Tätigkeiten“ und stellt sich infolgedessen auf Aktivität ein – wir können nicht einschlafen und bleiben wach.

Vor dem Schlafengehen entspannen:
Nach einem anstrengenden Tag abschalten – aber bitte nicht vor dem Fernseher! Wie wäre es stattdessen mit einem Spaziergang an der frischen Luft oder mit Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung?

Schlafzimmer ideal temperieren:
Schlafstörungen sollten einen kalt lassen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Kühle 16 bis 18 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit zwi-schen 45 und 65 % gelten laut Experten als optimale Schlafbedingungen.

Nicht zu spät zu Abend essen:
Für den abendlichen Appetit gilt: Die letzte größere Mahlzeit sollte etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen stattfinden. So hat der Körper genügend Zeit, die Nahrung zu verdauen. Auf den nächtlichen Gang zum Kühlschrank sollte dementsprechend ebenfalls verzichtet werden.



Experteninterview mit Dr. med. Christoph Schenk,
Arzt, Neurologe, Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie sowie
Psychosom. Medizin & Psychotherapie mit Schwerpunkt Schlafmedizin, Ambulantes Schlafzentrum Osnabrück

mp: Dr. Schenk, Untersuchungen zufolge wird Schlafapnoe sogar mit höheren Krebsraten in Verbindung gebracht. Welche Auswirkungen auf die Gesundheit haben Schlafstörungen außerdem?

Dr. med. Christoph Schenk: Entscheidend für jeden Leben ist der Tag-Nacht-Rhythmus. Die Länge der „Bewusstseinsverlagerung“ ist in der Natur sehr unterschiedlich. So schlafen Zugvögel häufig mit halbem Gehirn. Dabei ist Schlaf nicht einfach nur „Nichtstun“, sondern „Speichern“. Ohne gezielten und strukturierten Schlaf können Kinder beispielsweise schlechter lernen, ältere Menschen werden eher dement und die Zelteilung wird ebenfalls (wie bei Krebs) unkoordinierter.


mp: Sind psychische Ursachen häufiger der Auslöser für einen gestörten Schlaf als organische?

Dr. med. Christoph Schenk: Ja, psychische Ursachen sind ausschlaggebend für den Nachtschlaf, aber jede Form von Tagesstörungen kann auch Durchschlafstörungen verursachen.


mp: Wie lange dauert gesunder Schlaf in der Regel?

Dr. med. Christoph Schenk: Die Schlafdauer in Deutschland und Mitteleuropa beträgt 7 Stunden und 15 Minuten. In der Sommerperiode ist sie wegen der Lichtwirkung und der Melatoninunterdrückung aber etwa 30 Minuten kürzer.


mp: Reicht es aus, bei gelegentlichen Schlafstörungen ein Schlafmittel einzunehmen?

Dr. med. Christoph Schenk: Bei gelegentlichen Schlafstörungen rate ich nicht zur Einnahme von Schlafmitteln, da dadurch meistens eine Zerstörung der normalen Physiologie die Folge ist. Besser ist es, wenn man die nachfolgenden Tipps befolgt.


mp: Was kann ich selbst für einen erholsamen Schlaf tun? Wann sollte ich zum Arzt?

Dr. med. Christoph Schenk: Als wichtigstes Element für einen erholsamen Schlaf gilt die Schlafhygiene, also gleiche Bettgehzeiten, optimale Temperatur, aber auch Entspannungsverfahren, eine reduzierte Essenaufnahme vor der Nachtruhe und wenig Alkohol können zu einem erholsamen Schlaf beitragen. Im Zweifelsfall sollte man sich jedoch vom Arzt untersuchen lassen.

Quelle: www.aerzteblatt.de

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