Das Leben ein Fest > Specials
Warten auf die Explosion
26.08.2014
Nachtdreh am Ring, Verfolgungsjagd und Explosion

Gestern auf dem Weg nach Hause, kurz vor 1, packt mich doch das Tom Cruise Fieber. Bis Samstag dreht Tom Cruise noch in Wien für Mission: Impossible V – den ersten Teil habe ich noch gut in Erinnerung. Die Dreharbeiten finden vor allem nachts statt, vorwiegend bei der Oper. Als ich nun hier vorbei komme, kann ich es nicht lassen und mische mich unters Fan-Volk.

Von allen Seiten der Absperrungen versuche ich einen Blick auf das Set zu ergattern. Die Zuschauer sind eher gelangweilt - "ja, das kenn ma schon…jetzt fahren die Autos nach vor, und gleich fahren sie wieder zurück" Ausser Autos, Film-Polizei-Autos und -Motorräder sieht man von hier nicht viel.

Aber es soll gleich eine Explosion geben.

Ich schummle mich auf der anderen Seite des abgesperrten Areals durch die Absperrung zum Hotel Bristol. Dort hat die Bar leider schon zu - das wäre der ideale Aussichtsplatz. Direkt vor dem Geschehen. Offensichtliche Crewmitglieder mit Mikrofonen in den Ohren, amerikanische Stimmen, Security, die sich mit warmen Nudeln den Hunger und die Kälte vertreiben.

Neben mir eine Gruppe Autofahrer, die noch kurz vorher etliche Male vor und wieder retour gefahren sind. Sie warten. Gleich soll es losgehen mit der Explosion. Die Feuerwehr hat alles vorbereitet. Die Strasse wird nass gespritzt, da es beim letzten Dreh auch nass war. Sind alle Autofahrer da? Ich werde mitgezählt, verstecke mein Handy - hier hat keiner eins.

„Alle Autofahrer in die Autos, Motor und Licht an“ hört man - und wieder raus aus den Autos – aber alle auf die Seite, hinter den Würstelstand, sonst sind sie im Bild.

Das dauert ja ewig, wie ein junger Autofahrer feststellt. Eine Mitt-Fünfzigerin kalmiert - "Gut Ding braucht Weile. Ihr Jungen wollt immer alles husch husch". Schon entsteht eine Diskussion über Sexualität.  Zwei ältere Autofahrer schließen sich an. "Früher war ich immer der erste, jetzt bin ich der letzte" Die "sexy Hexi", die schon im letzten Tom Cruise Film in Salzburg als Statistin mitgewirkt hat, zu mir blickend: "Da haben wir wenigstens auch etwas davon." …Wirklich?

Es geht weiter. Erste Probe der Actionszene. Ein schwarzes Auto und zwei Polizei-Motorrad-Fahrer fahren gegen die Einbahn um die Ecke, Feuerwehrleute spritzen die Straße noch mal nass – die Spannung steigt. Will ich das überhaupt sehen - ein bisschen ist mir mulmig zumute.
Gleich! ….oder doch noch nicht...?

Mittlerweile ist mehr als eine Stunde vergangen ... da ich von dem Platz an dem ich mich vorgeschummelt habe, auch nicht wirklich was sehe, mache ich mich langsam auf den Rückweg.

Von einer anderen Seite sehe ich zumindest das Auto, das in Kürze explodieren soll, und die 2 Stuntmänner auf Polizei-Motorrädern, die noch letzte Anweisungen bekommen, bevor sie genau hinter der Explosion von ihren Motorrädern geworfen werden.

„Es geht gleich los, nur noch zwei Minuten.“ heißt es. Und das schon seit Stunden…. Nein, jetzt wirklich. Trotzdem gehe ich weiter. Es ist mittlerweile 2:30 Uhr. Passanten wundern sich, dass viele extra hier her pilgern - ich mich langsam auch. Aber es sind sowieso mehr Mitwirkende als Zuseher. „Wo is er, der Tom?“ - zu weit weg.

15 Minuten später bleibe ich nochmals stehen, warte gespannt, halte mein Handy auf Aufnahme - aber nichts tut sich.

Also gehe ich endgültig. Immerhin habe ich morgen auch noch was vor.
Ausser Sichtweite dann, um 2:48 Uhr  - die lang ersehnte Explosion.
Leiser, als gedacht.

Tom Cruise dreht noch bis Samstag - allerdings ohne mich.

JR
Fotos: Eigenwerke

die-frau.ch