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Papageno, warum singst du nicht?
18.02.2016
In der Grazer Hofkapelle bilden Frauen den Kern und übernehmen die Führung. Lucia Froihofer, die erste Violine, führt eine Doppeldirektion mit Michael Hell, Cembalo. Das Repertoire ist vielfältig: arrangierte Barockmusik, Szenen aus Opern, auch moderne Kompositionen sind anzutreffen sowie Urtexte in historisch informierter Aufführungspraxis. Neben Konzerten in der Steiermark ist das Ensemble von Litauen bis Albanien unterwegs und sind dessen Künste auf Ö1, im ORF und WDR zu hören.

Im Grazer Museum im Palais spielten Annie Laflamme (Traversflöte), Lucia Froihofer (Violine) und Peter Trefflinger (Violoncello) die originale Kammerfassung Mozarts letzter Oper, „Die Zauberflöte“, von Nikolaus Simrock, Bonn 1775.

Die Hauptrolle im Konzert übernahm die Traversflöte, die unglaublich hohe und schmeichelnde Töne von sich gab. Perfekt wurden durch sie die atemberaubenden Koloraturen, die ansonsten gesanglich durch die Darstellerin der Königin der Nacht umgesetzt werden, wiedergegeben.

Der steierische Schauspieler Johannes Silberschneider springt in die Rolle von Papageno, Tamino, Priester, Erzähler. Emotional und mit hoher schauspielerischer Leistung, dem Spiel, das so eine kleine Bühne erlaubt, Konversation mit dem Zuschauersaal, Umkleidekunst reizt er neben den Hör- auch den Sehsinn. Eine Oper wird jedoch immer unbewusst mit dem Operngesang verbunden und fragt man sich laufend: „Papageno, warum singst du nicht?“. Das Mikrofon, das die natürliche Stimme und deren Klang stark verkünstelt, war überflüssig, denn der hohle hohe Raum des Palais bot eine perfekte Akustik bei wenigem Publikum.

Das Konzert spielt im Palais Herberstein, das schon seit den Barockzeiten für die adelige Unterhaltung mit Musik seine Bestimmung gefunden hat. In der Pause zwischen beiden Konzertteilen konnte man in einen Teil des Gesamtbestandes der Landes- und Kulturgeschichte zwischen Spätmittelalter und Rokoko eintauchen und die Objekte wie Herzogshut, Prunkwagen Friedrich III., Säulensonnenuhr etc. bewundern.

Den wenigen anwesenden Kindern hat ein wenig Bewegung und Abwechslung gefehlt. Eine Idee wäre ein im Hintergrund laufender Bildschirm mit Ausschnitten aus einer Vorstellung der Zauberflöte. Im Hinterkopf hört man ständig erklingen:
 
"Es ist das höchste der Gefühle,
Wenn viele, viele, viele, viele,
Pa, pa, pa, pa, pa, pa, geno
Pa, pa, pa, pa, pa, pa, gena
Der Segen froher Eltern seyn;
Wenn dann die kleinen um sie spielen,
Die Eltern gleiche Freude fühlen,
Sich ihres Ebenbildes freun.
O welch ein Glück kann grösser seyn?"

Am 23. April 2016 gibt es das Konzert unter dem Titel „Schach Matt“ der Grazer Hofkapelle, gespielt im Museum im Palais.

VS

Foto im Text:
Emanuel Schikaneder, ab 1785 der Direktor des Kärtnertortheater sowie des Burgtheaters als Papageno

die-frau.ch