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Wieviel Sex braucht die Musik?
13.03.2011
Sex Sells - diese These ist schon lange bekannt, doch selten wurde sie so zelebriert und bis aufs Letzte ausgereizt wie in den neusten Musikvideos von Rihanna und Lady Gaga. Während die eine in hautenger Latexunterwäsche und gefesselt die Freuden an Peitschen und Ketten besingt, bringt die andere als Mutter-Monster mehr nackt als angezogen kleine Miniaturen ihrer Selbst auf die Welt.

Rihanna und Lady Gaga sind die wahrscheinlich populärsten und erfolgreichsten Pop- und R’n’B-Sängerinnen, die die Musikindustrie derzeit zu bieten hat. Mit ihrem exzentrischen Auftreten begeistern sie die Massen. Doch immer wieder werden kritische Stimmen laut, die das Begehren der beiden Ausnahmekünstlerinnen nicht für gut heißen wollen. Zu viel Erotik, zu viel nackte Haut. Für die Musikwelt, in der es um das Singen gehen sollte, völlig unpassend. Sogar von frauenfeindlichem Verhalten ist die Rede, da die Frau nicht mal als Mensch sondern als reines Sexobjekt dargestellt werde.

Doch der Erfolg gibt den beiden Recht: Lady Gagas Hit „Born this Way“, die erste Singleauskopplung aus dem gleichnamigen Album, bricht die Rekorde und schoss sofort auf Platz 1 der amerikanischen Billboard Charts. Auch Rihanna kann sich nicht beklagen: Ihr Hit „S&M“ aus ihrem bereits 5. Album „Loud“ landet weltweit unter den Top Ten.

Warum also etwas an der funktionierenden Strategie verändern oder gar auf das Image des lieben und netten Mädchens von nebenan setzen?

Besonders bei Jugendlichen findet die Musik der beiden Künstlerinnen Anklang. Für sie ist es weder geschmacklos noch würdelos, wenn Rihanna in ihrem aktuellen Song eine Sexualpraktik verherrlicht, die in der breiten Bevölkerung doch eher die Ausnahme als die regel darstellt. Ganz im Gegenteil: Es ist cool, es ist eine Rebellion gegen die Meinung der Eltern und gegen die leider immer noch vorzufindende Auffassung, eine Frau solle ihre Sexualität für sich behalten und dürfe nicht aus dem bestehenden Korsett aus Regeln und Verhaltensnormen ausbrechen. Ein Beispiel für diese Auffassung bietet die Internet-Plattform Youtube. Dort wurde das Video zu Rihannas Lied für unter 18 jährige User gesperrt. Auch in mehr als 10 Ländern wurde das Video als zu provokativ verboten.
 
In der Diskussion über die Frage, was angemessen ist und was in der Musikbranche nichts mehr zu suchen hat, wird man wahrscheinlich nie auf einen grünen Zweig kommen. Doch so viel steht fest: Irgendwann hat man alles gesehen. Auch das freizügigste, erotischste Video wird keine Entrüstung mehr zur Folge haben. Und was dann? Rückbesinnung auf die alten Werte der Musik, nämlich Stimme und Talent statt Sex und Entertainment? Die Zeit wird es zeigen. Lassen wir uns überraschen.

(ik)

Fotos: L-I-CLK-I-I, Gemma Mary

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