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Der größte Feind der erfolgreichen Frau ist die beste Freundin im Schatten
21.01.2012
Ada ist eine starke Frau. Vielleicht auch, weil ihr viele nicht wohlgesonnen sind und sie dadurch gelernt hat zu kämpfen. Ihre Mutter, eine große italienische Ballerina, wollte schon immer einen Sohn und wünscht ihrer ungewollten Tochter nur den Tod, besonders, weil diese eine Tanzkarriere anstrebt. Die Tanzlehrerin ihrer Kindheit, unterstützend und unbarmherzig zugleich, hasst Ada, weil sie ihre Tanzschule um eines jungen Mannes Willen verlassen hat, zu dessen weniger löblichen Charaktereigenschaften ein nicht mehr ganz gesundes Maß an Eifersucht zählt. Von all dem lässt Ada sich nicht beirren und verfolg zielstrebig ihren Traum, eine große Tänzerin zu werden.  Um sich Tanzstunden finanzieren zu können, arbeitet sie für einen Zauberer und Angel Ben, einem Star aus dem Showbusiness. In den beiden findet sie keine Freunde, was wohl auch daran liegt, dass ihr das Gespür für ein gewisses Maß an Achtung sowohl für die Mitmenschen als auch sich selbst gegenüber noch nicht verloren gegangen ist – im Gegensatz zu so manchem Möchtegernstar, der ihren Weg kreuzt. Da Ada für solches Verhalten weder Verständnis noch Toleranz zeigt, wird sie somit zum Stein des Anstoßes.

Ein internationaler Tanzwettbewerb, passend dazu eine internationale Jury aus den Ländern Frankreich, Russland, den USA und Japan. Eine erfrischende Zusammenstellung mit betont hervorgehobenen Eigenschaften, die man mit dem jeweiligen Land auch sofort assoziieren würde. Frankreich mit würdevoller Überheblichkeit zeigt, dass es immer noch so einiges drauf hat. Russland präsentiert sich mit Korrektheit als Spiegelbild des Komunismus, wie er im Kabarett steht. Die USA glänzt durch knalliges Pink und wundervolle Spritzigkeit, nicht ganz typisch, aber trotzdem gelungen und bei Japan darf natürlich der obligatorische Fotoapparat nicht fehlen.
Mitten in den Ausscheidungen des Wettbewerbs fällt nun ein Schuss und tot am Boden liegt – Ada (Maria Yakovleva). Große Betroffenheit? Weit gefehlt – the show must go on, also besser wieder zum Leben erwachen, nur keine faulen Ausreden! Kein Funke an Mitgefühl, jedoch gibt’s fünf Minuten Pause – anstandshalber, wenns schon unbedingt sein muss.
Die Aufklärung des Mordes bleibt dem Inspektor überlassen, denn es gibt schließlich Wichtigeres zu tun, als dabei zu helfen. Seine Nachforschungen kommen einem Eintauchen in Ada’s Vergangenheit nahe, ihr Geist nimmt ihn gleichsam mit auf eine Reise bis hin zum ausschlaggebenden Fingerzeig. Überall gibt es Ablehnung und Unverständnis, nur eine Person bleibt ein konstanter Ruhepol in Ada‘s Leben, ihre beste Freundin.

Ein konstanter Ruhepool war auch das kurz aufkeimende Gefühl von Neid beim Bewundern der scheinbar voll Leichtigkeit ausgeführten Darbietungen der Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts. Weitere Bewunderung galt auch der an den durchtrainierten und schlanken Körpern unschwer erkennbaren Vielzahl an Stunden voll harter Arbeit, wobei sich beim Anblick der einen oder anderen Tänzerin der Gedanke einschlich, ob  man ihr nach der Vorstellung nicht ein wenig zu essen vorbeibringen sollte.

Das Ballett „Le Concours“ – Der Wettbewerb wurde von Maurice Béjart geschaffen. Der Franzose, Sohn des Philosophen und Schriftsteller Gaston Berger (Maurice änderte seinen Familiennamen), begann mit dem Balletttanzen in seiner Heimatstadt Marseille. Zusätzlich zum Tanzen begann er eigene Choreographien zu entwickeln und schaffte 1955 mit „Symphonie pour un homme seul“ im Alter von 28 Jahren den künstlerischen Durchbruch. Als Tänzer waren im Wettbewerbe nicht unbekannt, in „Le Concours“ skizzierte er die Umstände/Zustände bei den Ballettwettbewerben. Béjart (er starb 2007 in Lausanne) lehnte diese Art des Konkurrenzkampfes ab, viel mehr begrüßte er „den Wettstreit, der den Tänzer anspornt und es ihm erlaubt, als Mensch über sich selbst hinauszuwachsen“. Das Besondere an „Le Concours“ ist das Zusammenspiel von altbekannter Ballettmusik und Hugues Le Bars modernen Kompositionen, welche in ihrer Zusammensetzung für den Zuschauer mitunter anstrengend anzuhören sind (endlos scheinendes Wiederholungen einer Geräuschfolge), die aber von Béjart bewusst eingesetzt worden sind, um das Publikum eben auf diese Weise gefangen zu nehmen – denn das musste man ihm lassen, er war immer offen für Neues.

mg

Bild: Wiener Staatsballett, Volksoper Wien

die-frau.ch