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Helena, die Langweilerin?
11.06.2010
Mit der Vorfreude, ein selten aufgeführtes Stück zu sehen, war es anlässlich der Inszenierung von Peter Handkes Übersetzung von Euripides’ „Helena“ durch Luc Bondy am Wiener Burgtheater ziemlich schnell vorbei. Innerhalb der ersten Stunde passiert nämlich rein gar nichts. Nachdem dem Publikum auf langwierige Weise Helenas Vorgeschichte dargelegt wird, beginnen die Charaktere endlich zu handeln. Helena spielt ihrem Versprochenen, dem König von Ägypten, vor, dass ihr Mann, Menelaos, tot sei, und schafft es so, mit ihm zu fliehen.





Zu dem Zeitpunkt, da die Charaktere zu handeln beginnen, hat man fast schon das Gefühl, in einem anderen Stück zu sitzen: Die Tragödie, in der Helena ihr Unglück beweint, wandelt sich zur Komödie, in der sie es schafft, auf erheiternde Weise ihren Zukünftigen zu täuschen, um aus Ägypten zu entkommen. Hier blüht Birgit Minichmayr in der Titelrolle auf. Sie spielt die hinterlistige Helena auf eine witzige und erfrischende Weise; die Trauernde nimmt man ihr jedoch nicht ab. Die Einzige, die es schafft, die Tragödie auch wie eine wirken und den Zuschauer mitleiden zu lassen, ist Andrea Clausen als Theonoe. Die Schauspieler meistern ihre Rollen zwar durchwegs gut und vor allem der Chor sorgt für Auflockerung, doch trotzdem schaffen sie es nicht, die Inszenierung zu retten. Dies war auch am Applaus zu erkennen, denn während den Schauspielern der gebührenden Premierenbeifall vergönnt war, wurde der Regisseur zurecht ausgebuht.






(tt)

Copyright: Ruth Walz Burgtheater

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