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Aus dem Leben einer Tagesmutter
06.05.2010
Tagesmutter, ja oder nein? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Tatsache ist aber, dass immer mehr berufstätige Mütter auf Tagesmütter zurückgreifen.

Überall stößt man auf Pro- und Kontra-Argumente, so gehen auch bei der Frage, ob Kinder bei einer Tagesmutter untergebracht werden dürfen, die Meinungen auseinander. Psychologen merken an, dass Kinder eine intensive Bindung zur Mutter brauchen, um eine glückliche Kindheit haben und Selbständigkeit erlernen zu können. Daher wird die Beteiligung der Tagesmutter an der Pflege und Entwicklung des Kindes erst ab dem dritten Lebensjahr empfohlen. Andererseits erwacht bei Kindern das Interesse, die Welt besser kennen zu lernen und neue Kontakte zu knüpfen, wenn sie krabbeln lernen. Daher müssen die Eltern auch lernen, die Kinder loszulassen, wenn diese Initiative zeigen, sich mit anderen Erwachsenen zu beschäftigen.

Oft wurde die Tagesmutter auch „Pflege-Mutter“ genannt, was eigentlich ihr Aufgabenfeld eindeutig einschränkt, denn über die „Pflege“ hinaus, füttern und Windeln wechseln, kann ein Kind bei einer Tagesmutter auch kuscheln, es wird bei Bedarf getröstet und Kreativität und Allgemeinentwicklung werden gefördert.

Meistens passt die Tagesmutter auf das Kind in der Wohnung der Eltern auf, so dass die Umgebung eine gewohnte bleibt. Ansonsten kann der Betreuungsort auch der Wohnplatz der Tagesmutter sein, dann ist es aber angebracht, ein paar geliebte Spielsachen vom Kind mitzunehmen, um im fremden Heim etwas Bekanntes zu haben. Hat die Tagesmutter eigene Kinder, so wird das Tageskind einen oder auch mehrere Spielkameraden für sich haben, dadurch wird es seinen soziale Horizont erweitern und den Umgang mit anderen Kindern lernen. Hier ist aber am Anfang Vorsicht geboten, denn viele Kinder fassen das „Tageskind“ als Zuwachs in ihrer Familie auf und sehen es unter Umstämden als Eindringling und können aggressiv oder auch unfreundlich reagieren. Wird sich das Kind öfter bei der Pflegefamilie aufhalten, bekommt es das Gefühl, zwei Zuhause zu haben, und das Verhältnis zwischen Mutter und Tagesmutter gewinnt an Wichtigkeit.

Eine Tagesmutter zu sein, ist keine leichte Aufgabe, obwohl es von außen manchmal so aussieht, denn sie muss in den Kindern die Selbständigkeit fördern, wobei sie ihnen Freiraum für ihre Tätigkeiten schaffen soll und dabei jederzeit noch Hilfe anbieten oder auch nur einen Ratschlag geben kann. Es ist wichtig für die Tagesmütter, sich immer Neues auszudenken, um den Alltag für die Kinder interessant und kreativ zu gestalten. Keine einzige Idee, kein einziger Vorschlag darf ins Leere gehen, sondern als mögliches Angebot von Spielen betrachtet werden. Die eigene und die Kreativität des Kindes zu ersticken, würde zu einem Fiasko führen. Abwechslungsreich und anders als im Kindergarten ist das Motto der Tagesmutter. Wie schafft man es, kreativ zu sein? Die Grenzen eigener Kreativität ausprobieren! Wenn sich die Tagesmutter auf ihre Fähigkeiten verlassen kann und diese ständig erweitert und entwickelt, so wird sie auch dem Kind dieses Selbstbewusstsein vermitteln können.

Zwischen Eltern und Tagesmutter müssen die Regeln genau abgesprochen werden, und auch, wie viel Eigeninitiative der Tagesmutter erwünscht ist.

Nicht zu vergessen ist auch der Umstand, dass die Tagesmutter nicht nur zum Spielen, Beschäftigen und Erfüllen der körperlichen Bedürfnisse da ist, sondern außerdem eine Aufsichtsperson verkörpert, die dem Kind und der Mutter die Sicherheit gibt, dass dem Kind nichts passiert. Das geht nur, wenn das Vertrauensverhältnis stimmt.


Welche Kriterien hat eine Tagesmutter zu erfüllen? Sie muss Freude am Umgang mit Kindern haben, ihren Job nicht vorrangig als Verdienstquelle ansehen, nicht dem Wunsch nachgehen, fürs eigene Kind einen Spielkameraden zu holen und selbst keinen Anteil an seiner Beschäftigung haben zu wollen.

Das Vertrauen des Kindes zur Tagesmutter muss aufgebaut werden. Anfangs ist es gut, den Kontakt mit der Tagesmutter im Beisein der Mutter zu knüpfen. Wurde sie vom Kind in den Kreis der vertrauenswürdigen Personen aufgenommen, sollten die Eltern immer noch nicht sofort das Haus verlassen, sobald die Tagesmutter da ist, die Abnabelung soll langsam und vorsichtig passieren. Wichtig für das Wohlbefinden des Kindes ist aber auch, ihm als Eltern zu zeigen, dass man sich über ein Wiedersehen freut, denn niemals darf das Kind das Gefühl bekommen, abgeschoben zu werden.

(vs)




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