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Ein Mann hilft seiner Frau zu sterben. Wegen eines Autos.
03.05.2010
Eine Frau namens Jess (Martina Stilp) macht einen (vergeblichen) Versuch, sich umzubringen. Ihr Mann David (Jan Thümer) zögert nicht, ihr dabei zu helfen, denn dann kann er sich endlich sein heiß ersehntes Auto leisten. Die Prostituierte Debbie (Eva Spott) wird von dem Angebot eines Mannes (Franz Josef Strohmeier) angelockt, der ihr goldene Berge und Ruhm verspricht, wenn sie nur mit ihm ins Bett geht. Die Eltern (Eva Spott und Florentin Groll) einer verstorbenen Tochter reden über die Summen, die sie für Begräbnis und Grabstein ausgegeben haben, und, und, und... Die Szenen laufen ab wie in einem Erinnerungsfilm, wo man sich abwechselnd die wichtigsten Momente des Lebens aus dem Gedächtnis zurückruft. Das Ende ist paradox: eine Hochzeit, die alle Sorgen wegblasen sollte, obwohl die Braut bereits jetzt einen Kaufrausch hat, mit dem sie vergeblich das fehlende Etwas zu ersetzen versucht. Vermutlich, weil sie mit ihrem zukünftigen Mann Sex hat, um ihm ihre Gefühle zu zeigen und zu beweisen. Wie wichtig ist es für eine Frau, einem Mann irgendetwas zu beweisen?





Das Theaterstück „Liebe und Geld“ strotzt vor heißen, erotischen Szenen, auf die die Zuschauer bei der Premiere mal angespannt, mal mit einem Lachen reagierten. Gespielte Gefühle, gespielte Emotionen spielten sich in der Aufführung ab. „Man spielt das, was im Szenario vorgeschrieben ist und mit dem Spiel kommt dann auch von alleine das Gefühl. Man spielt sich sozusagen ein. Manche Schauspieler denken an irgendwas, was sie traurig, glücklich macht, ich aber nicht, denn es ist auch falsch so“, sagt Steffi Krautz (Val in „Liebe und Geld“). „Reibungen und keine Übereinstimmungen der Chemie und Charaktere unter den Schauspielern sind häufig, nur nicht entscheidend, denn wer was spielt, wird auch für uns entschieden. Der einzige Punkt, wo man aufpassen sollte: eine geschiedene Frau nie in ein Stück zusammen mit einer anderen Frau, die ein Verhältnis mit dem Ex spielt, zusammenbringen.“





Eine Businesswoman im sexy Dress oder ein altmodisches Kostüm der Mutter von Jess? Was spielt die Hauptrolle auf der Bühne: die Kleidung, die Äußerungen der Charaktere oder die Emotion und das Schauspiel? „Das Schauspiel ist vorrangig, die Leute schauen auf die Kleider gar nicht und Sympathie wird somit gar keine erzeugt“, sagt Steffi Krautz, und dann verbessert sie sich: „Doch das Gesamtpaket ist perfekt“. Eine Businessfrau würde nie in einem altmodischen Kostüm in Grau erscheinen. Schauspieler legen Wert darauf, dass die Sachen, die sie im Namen der Kunst anziehen müssen, trotzdem dem eigenen Geschmack oder der eigenen Ansicht der Figur nicht total widersprechen.





Die Premiere vom Theaterstück „Liebe und Geld“ fand am 30.April im Schauspielhaus auf der Probebühne ab. Der ausverkaufte Saal und die zahlreichen Vorbestellung lassen schon jetzt auf ein Priblukumserfolg schließen. Die Vorstellungen laufen noch bis 21 Juni.

(vs)


Fotos: Peter Manninger


die-frau.ch